Wertschöpfungsprozess, Rechnungswesen und Inventur

Der Wertschöpfungsprozess eines Unternehmens ist ein zentraler Bestandteil der betrieblichen Aktivitäten, bei dem die beschafften Produktionsfaktoren in spezifische Leistungen überführt werden. Um diesen Prozess effizient planen, durchführen und kontrollieren zu können, sind relevante Informationen unerlässlich. Diese Informationen müssen systematisch dokumentiert und bewertet werden, um die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu verstehen und Entscheidungen zu treffen.

Eine der Hauptaufgaben des Rechnungswesens ist die dokumentarische Festhaltung der Geschäftsvorfälle eines Unternehmens. Im Rahmen des Informationsverarbeitungsprozesses erstellt das Rechnungswesen zahlenmäßige Berichte, die an unterschiedliche Interessengruppen, auch Informationsadressaten genannt, weitergeleitet werden. Diese Informationsadressaten können sowohl intern als auch extern sein, und ihre Informationsbedürfnisse unterscheiden sich erheblich. Daher ist es sinnvoll, zwischen externem und internem Rechnungswesen zu differenzieren.

Das externe Rechnungswesen befasst sich mit der Abbildung des internen Güterverbrauchs sowie der Güterentstehung und den finanziellen Vorgängen zwischen dem Unternehmen und seiner Außenwelt. Im Gegensatz dazu konzentriert sich das interne Rechnungswesen auf die wirtschaftlich bedeutsamen Vorgänge, die durch die im Unternehmen tätigen Personen direkt beeinflusst oder gesteuert werden. Ein zentrales Instrument des internen Rechnungswesens ist die Kosten- und Leistungsrechnung.

Betrachtet man Unternehmen aus der Perspektive des Stakeholder-Ansatzes, so vereinen sich verschiedene Interessengruppen innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Dies führt oft zu Interessenskonflikten, sowohl innerhalb der Informationsadressaten als auch zwischen der Unternehmensleitung und den Informationsadressaten. Der Jahresabschluss hat die Aufgabe, eine objektive Darstellung der Unternehmenssituation zu liefern, um den Informationsbedürfnissen der verschiedenen Stakeholder gerecht zu werden. Ein zusätzliches Ziel ist es, zu verhindern, dass Kreditoren und Minderheitsgesellschafter aufgrund ihres geringeren wirtschaftlichen Einflusses benachteiligt werden. Hierbei spielt der Gesetzgeber eine wichtige Rolle, indem er Regelungen einführt, die den Gläubiger- und Anlegerschutz sicherstellen.

Ein handelsrechtlicher Jahresabschluss erfüllt zwei wesentliche Funktionen: die Zahlungsbemessungsfunktion und die Informationsfunktion. Die Zahlungsbemessungsfunktion legt den Fokus auf die Ermittlung des ausschüttbaren Jahresüberschusses, wobei es eine mögliche Divergenz zwischen den Interessen der Gläubiger (die an einer möglichst niedrigen Ausschüttung interessiert sind) und der Anleger (die eine hohe Ausschüttung wünschen) geben kann.

Die Informationsfunktion des Jahresabschlusses zielt darauf ab, die Ergebnisse des Unternehmens über vergangene Perioden realistisch abzubilden. Je nach Informationsadressat kann diese Funktion in mehrere Teilfunktionen untergliedert werden:

Dokumentationsaufgabe: Der Jahresabschluss dient der Dokumentation der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens und wird im Kontext des merkantilistischen Ansatzes gesehen, welcher den Zwang zur Erstellung eines Jahresabschlusses zur Selbstschutzmaßnahme der Kaufleute festlegte.
Rechenschaftsfunktion: Die Unternehmensleitung hat die Verantwortung als Verwalter des Vermögens der Eigenkapitalgeber, weshalb eine regelmäßige Information über den Stand des Vermögens dringend erforderlich ist.
Publizitätsfunktion: Der Jahresabschluss richtet sich an eine breitere Gruppe von Interessierten, darunter Fremdkapitalgeber, Lieferanten, Kunden und Arbeitnehmer, die jeweils spezifische Informationen über die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens benötigen.

Inventur und Inventar

Inventur

Gemäß §240 HGB ist jeder Kaufmann verpflichtet, die Vermögen und Schulden seines Unternehmens zu ermitteln. Dies muss erfolgen:

Bei Gründung oder Übernahme eines Unternehmens,
Für den Abschluss eines jeden Geschäftsjahres,
Bei Auflösung oder Veräußerung eines Unternehmens.

Die Inventur umfasst die gesamte Vermögenslage des Unternehmens und beinhaltet die quantitative Bestandsaufnahme als auch die Wertermittlung sämtlicher Vermögenswerte zu einem bestimmten Zeitpunkt. Man unterscheidet dabei zwischen:

Körperlicher Inventur: Die mengenmäßige Erfassung aller physischen Vermögenswerte (wie Maschinen und Rohstoffe) durch Zählen, Messen und Wiegen.
Buchinventur: Die Bewertung aller immateriellen Vermögensgegenstände und Schulden auf Grundlage der vorhandenen Buchhaltungsunterlagen.

Ein wesentlicher Punkt ist der Vorrang der Inventurwerte gegenüber den Buchwerten, was bedeutet, dass die tatsächlich ermittelten Werte der Inventur Vorrang haben.

Inventar

Das Inventar ist das Ergebnis der durch die Inventur erbrachten Leistungen und beinhaltet eine detaillierte Auflistung aller Vermögenswerte und Schulden, die in drei Hauptteile gegliedert ist:

Vermögen,
Schulden,
Reinvermögen (Eigenkapital).

Das Eigenkapital ergibt sich aus der Differenz zwischen Vermögen und Schulden. Das Inventar stellt somit eine umfassende und detaillierte Übersicht über den wirtschaftlichen Zustand des Unternehmens dar und kann, je nach Umfang, eine Vielzahl von Bänden umfassen, was die Übersichtlichkeit beeinträchtigen kann.

Wertschöpfungsprozess und Rechnungswesen im Unternehmen

Wertschöpfungsprozess und Rechnungswesen im Unternehmen