Buchführung und Rechnungsabgrenzung

1. Maschinen und Abschreibungen

Maschinen (440) im Wert von 4.000 €
Ausweis des Saldos unter „sonstige betriebliche Aufwendungen“: 1.500 €
Planmäßige Abschreibung:
- Abschreibungen (6220) an Maschinen (440) in Höhe von 1.000 €

2. Rechnungsabgrenzungsposten

Ziel der Bildung von Rechnungsabgrenzungsposten ist die verursachungsgerechte Erfolgszurechnung von zeitraumbezogenen Leistungen (z.B. Miete) auf die Geschäftsjahre, wenn Zahlung und Aufwand/Ertrag in unterschiedliche Geschäftsjahre fallen.

2.1 Transitorische und antizipative Rechnungsabgrenzung

Transitorische Rechnungsabgrenzung:
- Zahlung vor Bilanzstichtag, Erfolg nach Zahlung.
- Aktiver RAP (Aktivposten): Auszahlung vor Bilanzstichtag, Aufwand nach Bilanzstichtag.
- Passiver RAP (Passivposten): Einzahlung vor Bilanzstichtag, Ertrag nach Bilanzstichtag.
Antizipative Rechnungsabgrenzung:
- Zahlung nach Bilanzstichtag, Erfolg vor Zahlung.
- Sonstige Verbindlichkeit (Passivposten): Auszahlung nach Bilanzstichtag, Aufwand vor Bilanzstichtag.
- Sonstige Forderung (Aktivposten): Einzahlung nach Bilanzstichtag, Ertrag vor Bilanzstichtag.

3. Prinzip der periodengerechten Gewinnermittlung

Das Prinzip verlangt, sämtliche Aus- bzw. Einzahlungen, die erst in den folgenden Perioden zu Aufwendungen oder Erträgen führen, mithilfe eines aktiven bzw. passiven Rechnungsabgrenzungspostens (RAP) auf die Folgeperioden zu übertragen (§ 250 Abs. 1 und 2 HGB).

Voraussetzung: Ein- und Auszahlungen sind nur dann zum Bilanzstichtag abzugrenzen, wenn sie Aufwand bzw. Ertrag für einen bestimmten Zeitraum nach dem Bilanzstichtag darstellen.
Beispiele:
- Mietvorauszahlungen für Monate des folgenden Geschäftsjahres.
- Vorauszahlungen von Versicherungsprämien für folgende Geschäftsjahre.

4. Beispiele für Rechnungsabgrenzungsposten

4.1 Aktiver RAP

Beispiel: Ein Unternehmen überweist am 1.4.03 im Voraus die Jahresprämie für eine Unternehmensversicherung für die Zeit vom 1.4.03 bis zum 31.3.04 in Höhe von 4.000 €. Das Geschäftsjahr endet am 31.12.03.

Aufw. für Versicherungen (6400) 3.000 €
Aktiver RAP (1900) 1.000 €
an Bank (1800) 4.000 €

4.2 Passiver RAP

Beispiel: Das Unternehmen erhält am 1.10.03 eine Mietüberweisung in Höhe von 2.000 € für den Zeitraum 1.10.03 bis 31.1.04. Das Geschäftsjahr endet am 31.12.03.

Bank (1800) 2.000 €
an Mieterträge (4835) 1.500 €
passiver RAP (3900) 500 €

5. Antizipative Rechnungsabgrenzungsposten

Antizipative Rechnungsabgrenzungsposten sind erfolgswirksame Nachzahlungen, die sicher und zeitabhängig sind. Eine Nachzahlung erfolgt in einem Geschäftsjahr, während die Gegenleistung mit ihren Erfolgswirkungen (Aufwand/Ertrag) im vorausgegangenen Geschäftsjahr erfolgt.

Sicherheit: Keine Ungewissheit über Zeitpunkt, Höhe und Entstehung der Gegenleistung für die Zahlung.
Zeitabhängigkeit: Gegenleistung der Zahlung ist auf einen vorher bestimmten Zeitraum bezogen (z.B. Miete, Versicherung).
Bilanzielle Erfassung: Sonstige Forderungen / Sonstige Verbindlichkeiten.

6. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

Forderungen entstehen durch Ansprüche aus Lieferungen oder Leistungen zu dem Zeitpunkt, an dem die Leistung erbracht wird oder die Lieferung erfolgt.
Gruppierung der Forderungen:
- Nach Fälligkeit (kurzfristig/langfristig).
- Nach Rechnungseinheit (€ oder Fremdwährung).
- Nach Bonität (vollwertig, zweifelhaft, uneinbringlich).
Ansatz zunächst zu Anschaffungskosten (Nennwert der Forderung).

7. Ausfallrisiko und Forderungseinteilung

Ursachen: § 253 Abs. 4 HGB (Ausfallrisiko).
Einteilung der Forderungen hinsichtlich des Ausfallrisikos:
- Vollwertig: Keine Zweifel bezüglich der Bonität des Kunden.
- Zweifelhaft: Zweifel bezüglich der Bonität des Kunden, z.B. keine Zahlung trotz mehrfacher Mahnung.
- Uneinbringlich: Abschreibung in voller Höhe mit Korrektur der Umsatzsteuer.

Gliederungsvorschriften und Grundlagen der Finanzbuchhaltung

1. Gliederungsvorschriften für Kaufleute

Es gibt keine speziellen Gliederungsvorschriften innerhalb der Bilanzierungsvorschriften.
§ 247 Abs. 1 HGB beschreibt die grundlegenden Posten, die in der Bilanz gesondert ausgewiesen werden müssen:
- Anlagevermögen
- Umlaufvermögen
- Eigenkapital
- Schulden
- Rechnungsabgrenzungsposten
Für Kapitalgesellschaften gilt das Gliederungsschema gemäß § 266 HGB.

2. Grundlagen der Finanzbuchhaltung

2.1 Die Bilanz als Ausgangspunkt der doppelten Buchführung

Die Bilanz ist in zwei Hauptkategorien unterteilt: Aktiva und Passiva.
Aktiva (Vermögen):
- A. Anlagevermögen
  - I. Immaterielle Vermögensgegenstände
  - II. Sachanlagen
  - III. Finanzanlagen
- B. Umlaufvermögen
  - I. Vorräte
  - II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
  - III. Wertpapiere
  - IV. Kassenbestand, Bankguthaben
- C. Aktive Rechnungsabgrenzungsposten
- D. Aktive latente Steuern
- E. Aktiver Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung
Passiva (Kapital):
- A. Eigenkapital
- B. Rückstellungen
- C. Verbindlichkeiten
- D. Passive Rechnungsabgrenzungsposten
- E. Passive latente Steuern

2.2 Änderung der Bilanz durch Geschäftsvorfälle

Geschäftsvorfälle sind Vorgänge, die die Höhe oder Zusammensetzung des Rohvermögens, Fremdkapitals oder Eigenkapitals verändern.
Die Auswirkungen dieser Vorgänge lassen sich in Währungseinheiten (z.B. Euro) messen.
Die Bilanz verändert sich durch Geschäftsvorfälle kontinuierlich.
Beispiele für buchungspflichtige Geschäftsvorfälle:
- a) Auftragseingang von 100.000 € - keine Buchung erforderlich.
- b) Entlassung von 5 Mitarbeitern - keine Buchung erforderlich.
- c) Auszahlung von 20.000 € an entlassene Mitarbeiter - Buchung erforderlich.

2.2.1 Betriebsvermögensumschichtungen

Ändern nur die Zusammensetzung des Betriebsvermögens, nicht die Höhe des Eigenkapitals.
Formen:
- Aktivtausch
- Passivtausch
- Bilanzverlängerung (Aktiv-Passiv-Mehrung)
- Bilanzverkürzung (Aktiv-Passiv-Minderung)

2.2.2 Betriebsvermögensänderungen

Veränderungen, die die Höhe des Eigenkapitals beeinflussen.
Beispiele:
- Verkauf einer Ware für 150 €, die für 100 € gekauft wurde - Gewinn von 50 €.
- Verkauf einer Ware für 80 €, die für 100 € gekauft wurde - Verlust von 20 €.

2.3 Auflösung der Bilanz in Konten

Die Bilanz wird in (T-)Konten aufgelöst, um die Geschäftsvorfälle zu erfassen.
Jedes Konto hat zwei Seiten: Soll (links) und Haben (rechts).
Bestandskonten:
- Aktivkonten: Eintragungen auf der Aktivseite.
- Passivkonten: Eintragungen auf der Passivseite.

2.3.1 Buchungssatz

Für jeden Buchungsvorfall wird ein Buchungssatz erstellt, der mindestens einmal auf der Soll-Seite und einmal auf der Haben-Seite gebucht wird.
Beispiel: Barabhebung von der Bank (500 €).
- Buchungssatz: Kasse an Bank 500 €.

2.3.2 Abschluss der Konten

Am Ende eines Geschäftsjahres werden die Endbestände für jedes Aktiv- und Passivkonto ermittelt.
Die Salden der Bestandskonten (ohne Eigenkapital) werden in die Schlussbilanz übernommen.
Das Privatkonto und das Gewinn- und Verlustkonto werden über das Eigenkapitalkonto abgeschlossen.

2.3.3 Beispiel für Buchungssätze

Erhalt von Zinsen für Geldanlage bei der Bank (50 €):
- Buchungssatz: Bank an Zinserträge 50 €.
Zahlung der Speditionsrechnung für verkaufte Waren (250 €):
- Buchungssatz: Ausgangsfracht an Bank 250 €.
Lastschrift der Bank für Darlehenszinsen (800 €):
- Buchungssatz: Zinsaufwand an Bank 800 €.
Zahlung der Monatslöhne durch Banküberweisung (2.000 €):
- Buchungssatz: Löhne und Gehälter an Bank 2.000 €.

2.3.4 Abschluss des Eigenkapitalkontos

Der Abschluss des Eigenkapitalkontos erfolgt durch Buchungssätze, die die Veränderungen im Eigenkapital dokumentieren.
Beispiel: Bei einer Bareinlage von 200.000 € und Aufwendungen von 180.000 €:
- Periodenerfolg: -180.000 €.
- Eigenkapitaländerung: 20.000 €.

Buchung von Geschäftsvorfällen

Geldverkehr

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

Forderungen in ausländischer Währung
- Beispiel: Am 31.12.01 galt der Devisenkassamittelkurs von 0,60 €/$. Am 31.1.02 begleicht der Kunde die Forderung in voller Höhe.
- Die Bank tauscht die Fremdwährungsbeträge zu einem Kurs von 0,68 €/$ um und schreibt den Betrag in Euro gut.
- Buchung am 31.1.02:
  - Zahlungseingang in Euro: 10.000 $ x 0,68 €/$ = 6.800 €
  - Währungsgewinn: 6.800 € - 6.000 € (Buchwert der Forderung) = 800 €
- Buchungssatz:
  - Bank (1800) 6.800 €
  - an Forderungen LL (1200) 6.000 €
  - Ertrag Kursdifferenzen (4840) 800 €

Verbindlichkeiten

Grundlagen
- Verbindlichkeiten entstehen bei der unbaren Anschaffung von Vermögensgegenständen und werden auf der Passivseite der Bilanz aufgeführt.
- Bilanzierung erfolgt mit dem Erfüllungsbetrag (§ 253 Abs. 1 Satz 2 HGB).
Darlehen
- Definition: Ein Darlehen verpflichtet den Darlehensnehmer (Unternehmen, Privatperson), dem Darlehensgeber (z.B. Kreditinstitut) den Darlehensbetrag zuzüglich der Zinsen zurückzuzahlen.
- Zins- und Tilgungszahlungen erfolgen gemäß den vertraglich vereinbarten Konditionen.
- Zinszahlungen (Zinsaufwand) erfolgen in der Regel nachschüssig.
- Ein Darlehen kann mit oder ohne Disagio ausgezahlt werden.
Arten von Darlehen nach Art der Tilgung
- Fälligkeitsdarlehen: Keine Tilgungszahlungen während der Laufzeit; Tilgung erfolgt in einer Summe am Ende der Laufzeit.
- Ratendarlehen: Jährliche gleich hohe Tilgungszahlungen; Zinszahlung sinkt über die Laufzeit.
- Annuitätendarlehen: Summe aus Zins- und Tilgungszahlungen bleibt gleich; Tilgungsanteil steigt, Zinsanteil sinkt.
Beispiele für Darlehen
- Bankdarlehen (Fälligkeitsdarlehen) ohne Disagio mit Zinszahlung am Geschäftsjahresende.
- Bankdarlehen (Fälligkeitsdarlehen) mit Disagio und Zinszahlung nicht am Geschäftsjahresende.

Buchungen bei Darlehen ohne Disagio

Beispiel: Unternehmer U nimmt am 31.12.01 ein Fälligkeitsdarlehen über 60.000 € auf.
Buchung Kreditaufnahme:
- Bank (1800) an Verbindl. Kreditinstitute (3150) 60.000 €
Buchung Zinszahlung:
- Zinsaufwand (7300) an Bank (1800) 1.200 € (2 % von 60.000 €)
Buchung Tilgung am 31.12.06:
- Verbindl. Kreditinstitute (3150) an Bank (1800) 60.000 €

Darlehen mit Disagio

Grundlagen Disagio
- Disagio ist die Differenz zwischen dem ausgezahlten Betrag und dem Rückzahlungsbetrag.
- Wirtschaftlich betrachtet entspricht das Disagio einer zusätzlichen Verzinsung des Kredites.
Bilanzierungsalternativen
- Disagio kann aktiviert und über die Laufzeit des Kredites als Zinsaufwand verrechnet werden.
- Alternativ kann das Disagio sofort als Aufwand verbucht werden.
Beispiel für Disagio
- Unternehmer U nimmt am 1.7.01 ein Darlehen über 100.000 € auf, mit einem Disagio von 3 % (3.000 €).
- Buchung am 1.7.01:
  - Bank (1800) 97.000 €
  - Disagio (1940) 3.000 € an Verbindl. Kreditinst. (3150) 100.000 €
- Bilanzstichtag 31.12.01:
  - Zinsaufwand (7300) an Disagio (1940) 500 € (zeitanteilige Auflösung des Disagio).

Verbindlichkeiten in ausländischer Währung

Nach § 244 HGB ist der Jahresabschluss in deutscher Sprache und in Euro aufzustellen.
Verbindlichkeiten in ausländischer Währung sind zum Devisenkassamittelkurs am Abschlussstichtag umzurechnen.
Für Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von bis zu einem Jahr gelten besondere Regelungen.

Finanzbuchhaltung und Buchführung

1. Abschluss der Konten

Schlussbilanz und Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) sind zentrale Elemente der Finanzbuchhaltung.
Beispielhafte Schlussbilanz zum 31.12.02:
- Vorräte: 200.000 €
- Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (LuL): 45.000 €
- Bank: 226.000 €
- Eigenkapital: 71.000 €
- Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten: 400.000 €
- Summe Aktiva: 471.000 €
- Summe Passiva: 471.000 €

2. Grundlagen der Finanzbuchhaltung

2.1 Auflösung der Bilanz in Konten

Die Bilanz wird in Konten aufgelöst, um die Buchungen nachvollziehbar zu gestalten.
Wichtige gesetzliche Grundlagen:
- § 266 HGB: Aufstellung der Schlussbilanz
- § 275 Abs. 2 HGB: Aufstellung der GuV

2.2 Kontenrahmen und Kontenplan

Kontenrahmen:
- Organisationsplan der Konten für Unternehmen eines Wirtschaftszweiges.
Kontenplan:
- Individuelle Anpassung des Kontenrahmens an die Buchhaltung eines bestimmten Unternehmens.
- Verwendeter Kontenplan in der Vorlesung: DATEV - Kontenrahmen SKR 04.

3. Buchung von Geschäftsvorfällen

3.1 Warenverkehr

3.1.1 Warenkonten

Unterscheidung zwischen Handelsunternehmen und industriellen Leistungsprozessen.
Handelsunternehmen:
- Kauft Handelswaren und verkauft sie an Endverbraucher.
- Einkäufe führen zu Bestandsmehrungen, Verkäufe zu Bestandsminderungen.
- Warenrohgewinn = Verkaufspreis - Einkaufspreis.

Beispiel für Warenbuchungen

Einkauf von 10 Stück zu 100 €:
- Warenkonto Zugang: 1.000 €
- Verkauf von 6 Stück zu 150 €:
  - Warenkonto Abgang: 900 €
  - Rohgewinn: 300 €

3.2 Besonderheiten der Industriebuchführung

3.2.1 Kauf von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen

Rohstoffe: Hauptbestandteil des Fertigerzeugnisses.
Hilfsstoffe: Nebenbestandteil des Fertigerzeugnisses.
Betriebsstoffe: Dienen der Aufrechterhaltung des Produktionsprozesses.

3.2.2 Bestand und Bestandsveränderung

Bestandsveränderungen müssen am Ende des Geschäftsjahres erfasst werden.
Bestandsmehrung und Bestandsminderung werden durch Inventur festgestellt.

3.2.3 Bestand und Bestandsveränderung sowie Verkauf der Erzeugnisse

Unfertige und fertige Erzeugnisse müssen ebenfalls bewertet werden.
Herstellungskosten sind die Aufwendungen, die zur Herstellung eines Vermögensgegenstandes anfallen.

4. Buchungen im Sachanlagevermögen

4.1 Definition von Anlagegegenständen

Anlagevermögen dient dauerhaft dem Betrieb.
Arten: Sachanlagen, Grundstücke, Gebäude, maschinelle Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung, Finanzanlagen, immaterielle Vermögensgegenstände.

4.2 Zugang von Anlagegegenständen

Buchung bei Anschaffung: Aktivtausch.
Beispiel: Kauf einer Maschine für 100.000 € mit Rabatt und Skonto.
Anschaffungskosten setzen sich zusammen aus:
- Nettolistenpreis - Rabatt + Transportkosten + Montagekosten - Skonto.

4.3 Selbsterstellung von Anlagegegenständen

Selbsterstellte Anlagen müssen zu Herstellungskosten bewertet werden.
Aufwendungen werden über diverse Aufwandskonten erfasst.

5. Beispielhafte Buchungen

Beispiel für die Buchung der Herstellungskosten einer selbst erstellten Maschine:
- Materialaufwand: 10.000 €
- Fertigungslöhne: 20.000 €
- Gemeinkosten: 30% Material, 80% Fertigung, 10% Verwaltung.

Buchführung und Geschäftsvorfälle

1. Rabatte und deren Buchung

Rabatte: Preisnachlässe, die auf den Listenpreis gewährt werden.
Beispiel:
- Listenpreis: 2.000 €
- Rabatt: 10% (200 €)
- Nettobetrag: 1.800 €
- Umsatzsteuer (19%): 342 €
- Bruttobetrag: 2.142 €
Buchung beim Käufer:
- Wareneingang (5403): 1.800 €
- an Verbindlichkeiten aus LuL (3300): 2.142 €
- Vorsteuer (1406): 342 €
Buchung beim Verkäufer:
- Forderungen LuL (1200): 2.142 €
- an Umsatzerlöse (4402): 1.800 €
- Umsatzsteuer (3806): 342 €

2. Bezugskosten

Zusätzliche Kosten beim Warenbezug, z.B. Transportkosten.
Bezugskosten gehören zu den Anschaffungskosten und werden üblicherweise auf einem separaten Konto „Bezugskosten“ erfasst.
Diese Kosten werden am Jahresende zusammen mit dem Wareneingang in der GuV unter „Materialaufwand“ ausgewiesen.
Beispiel:
- Warenwert: 1.000 €
- Transportkosten: 100 €
- Buchung beim Käufer:
  - Wareneingang (5403): 1.000 €
  - an Bank (1800): 1.309 €
  - Bezugskosten (5800): 100 €
  - Vorsteuer (1406): 209 €

3. Retouren und Nachlässe

Retouren sind Rücksendungen von Waren, während Nachlässe Preisreduzierungen nach dem Kauf darstellen.
Die ursprüngliche Buchung muss in Höhe der Preisminderung rückgängig gemacht werden, inklusive der Korrektur des Steuerbetrags.
Beispiel:
- Ursprünglicher Warenbezug: 1.000 € (netto); 10% Retoure wegen Mängeln.
- Buchung Käufer (bei Retoure):
  - Verbindlichkeiten LuL (3300): 119 €
  - an Wareneingang (5403): 100 €
  - Vorsteuer (1406): 19 €

4. Boni

Nachträgliche Kaufpreisminderungen, die oft am Jahresende gewährt werden.
Unterscheidung zwischen Umsatzbonus (abhängig vom Gesamtumsatz) und Treuebonus (abhängig von der Geschäftsbeziehung).
Buchung:
- Bei Erhalt eines Bonus erfolgt eine Korrektur des Wareneingangs- bzw. Warenverkaufskontos sowie des Vorsteuer- bzw. Umsatzsteuerkontos.
- Beispiel:
  - Gewährte Boni (4760): 1.000 € an Forderungen LuL (1200): 1.190 €
  - Umsatzsteuer (3806): 190 €

5. Skonti

Prozentuale Minderung des Rechnungsbetrages bei Zahlung innerhalb einer bestimmten Frist.
Bei Bezug oder Verkauf der Ware steht oft noch nicht fest, ob Skonto gezogen wird.
Beispiel:
- Einkauf von Waren für 20.000 € (netto); Zahlung unter Abzug von 3% Skonto.
- Buchung Käufer (bei Zahlung):
  - Verbindlichkeiten LuL (3300): 23.800 € an Bank (1800): 23.086 €
  - Erhaltene Skonti (5736): 600 €
  - Vorsteuer (1406): 114 €

6. Warenentnahmen

Warenentnahmen sind Sachentnahmen für private Zwecke.
Bei Kauf der Ware mit Vorsteuerabzug wird die Warenentnahme einer Lieferung gegen Entgelt gleichgestellt und ist umsatzsteuerpflichtig.
Beispiel:
- Ein Möbelhändler erwirbt einen Schrank für 10.000 € (netto).

7. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

Forderungen können hinsichtlich des Ausfallrisikos in vollwertige, zweifelhaft und uneinbringlich eingeteilt werden.
Wertberichtigung erfolgt durch Einzelbewertung oder Pauschalbewertung.
Beispiel:
- Forderungen in Höhe von 377.408,50 €; Abschreibung auf uneinbringliche Forderungen.

8. Verbindlichkeiten in ausländischer Währung

Verbindlichkeiten müssen zum Devisenkurs umgerechnet werden.
Beispiel:
- Währungsverbindlichkeit in Höhe von 8.000 $; Buchung zum Kassamittelkurs.

9. Anzahlungen

Erhaltene Anzahlungen stellen eine Verbindlichkeit dar; geleistete Anzahlungen sind Forderungen.
Beispiel:
- Erhalt einer Anzahlung in Höhe von 23.800 €; Buchung bei Erhalt und bei Endabrechnung.

10. Wertpapiere

Wertpapiere können in Dividendenpapiere und Zinspapiere unterteilt werden.
Die Buchung erfolgt bei Kauf und Verkauf, einschließlich der Berücksichtigung von Stückzinsen.
Beispiel:
- Kauf von Dividendenpapieren und deren Verkauf mit Gewinn.

11. Buchungen im Personalbereich

Personalkosten setzen sich aus verschiedenen Beträgen zusammen, einschließlich Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen.
Beispielhafte Buchung der Gehaltsabrechnung und der Zahlungen an die entsprechenden Institutionen.

Eigenleistungen und Buchungen im Sachanlagevermögen

1. Allgemeine Informationen

Die Buchführung im Rahmen der Eigenleistungen umfasst die Erfassung und Bewertung von selbst erstellten Vermögensgegenständen, insbesondere im Sachanlagevermögen. Dies geschieht gemäß den Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB), insbesondere § 275 Abs. 2 Nr. 3.

2. Beispiel zur Selbsterstellung einer Maschine

Für die Herstellung einer Maschine, die für die eigene Nutzung gedacht ist, wurden folgende Kosten ermittelt:

Fertigungsmaterialien: 10.000 €
Fertigungslöhne: 20.000 €

Die Gemeinkostenzuschlagsätze sind wie folgt:

Materialgemeinkosten: 30% der Materialeinzelkosten
Fertigungsgemeinkosten: 80% der Fertigungseinzelkosten
Verwaltungsgemeinkosten: 10% der gesamten Material- und Fertigungskosten

2.1. Kalkulation der Wertuntergrenze und Wertobergrenze

Die Berechnung der handelsrechtlichen Wertuntergrenze und Wertobergrenze erfolgt wie folgt:

Materialeinzelkosten: 10.000 €
Fertigungseinzelkosten: 20.000 €
Materialgemeinkosten (30% von 10.000 €): 3.000 €
Fertigungsgemeinkosten (80% von 20.000 €): 16.000 €
Handelsrechtliche Wertuntergrenze: 49.000 €
Verwaltungsgemeinkosten (10% von 49.000 €): 4.900 €
Wertobergrenze: 53.900 €

2.2. Relevante Werte für die Gewinnermittlung

Um einen hohen Gewinn auszuweisen, sollte die Wertobergrenze von 53.900 € aktiviert werden. Die Aktivierung neutralisiert Aufwendungen, was zu einer Erhöhung des Gewinns führt.

2.3. Buchungssatz zur Aktivierung der Maschine

Der Buchungssatz zur Aktivierung der Maschine lautet:

Maschinen (440) an andere akt. Eigenleistungen (4820) 53.900 €

3. Buchungen im Sachanlagevermögen

Die Buchungen im Sachanlagevermögen umfassen den Zugang von Anlagegegenständen sowie deren Abschreibungen.

3.1. Abschreibungen im Anlagevermögen

Abschreibungen erfassen Wertminderungen des Anlagevermögens, die durch Nutzung oder externe Faktoren verursacht werden. Es gibt zwei Hauptarten von Abschreibungen:

Planmäßige Abschreibungen: Diese erfolgen regelmäßig und sind im Voraus planbar, z.B. durch einen Abschreibungsplan.
Außerplanmäßige Abschreibungen: Diese sind nicht vorhersehbar und treten z.B. bei plötzlichem Wertverlust auf.

3.2. Planmäßige Abschreibung

Die planmäßige Abschreibung erfasst die laufenden Wertminderungen eines Vermögensgegenstandes während der Nutzungsdauer. Zu den abzuschreibenden Anlagegütern gehören:

Gebäude
Maschinen und maschinelle Anlagen
Betriebs- und Geschäftsausstattung
Abbaugrundstücke
Bestimmte Rechte (z.B. Patente, Lizenzen)

3.3. Abschreibungsplan

Der Abschreibungsplan enthält:

Voraussichtliche Nutzungsdauer
Abzuschreibenden Betrag
Abschreibungsmethode

3.4. Methoden der Abschreibung

Es gibt verschiedene Methoden zur Berechnung der Abschreibung:

Leistungsabschreibung: Abhängig vom Leistungsverbrauch.
Zeitabschreibung: Umfasst die lineare und degressive Abschreibung.
Lineare Abschreibung: Konstante jährliche Abschreibung.
Degressive Abschreibung: Fallende jährliche Abschreibung.
Geometrisch degressiv: Fällt schneller zu Beginn der Nutzungsdauer.
Arithmetisch degressiv: Fällt ebenfalls, jedoch langsamer.
Progressive Abschreibung: Steigende Abschreibungsbeträge, jedoch nur selten zulässig.

3.5. Außerplanmäßige Abschreibungen

Außerplanmäßige Abschreibungen können aufgrund unvorhergesehener Ereignisse wie Fehlbedienung oder Marktwertverlust notwendig werden. Die Verbuchung erfolgt über:

Außerplanmäßige Abschreibung an Bestandskonto Anlagevermögen

4. Veräußerung von Anlagegegenständen

Die Veräußerung von Anlagegegenständen erfolgt nicht über Umsatzerlöse, sondern über sonstige betriebliche Erträge oder Aufwendungen. Der Erfolg aus der Veräußerung wird wie folgt ermittelt:

Verkaufspreis abzüglich Umsatzsteuer minus Buchwert des verkauften Anlagegutes zum Verkaufszeitpunkt.

4.1. Buchung bei Veräußerung

Beispiel für die Buchung bei Veräußerung:

Verkaufspreis: 11.900 € (brutto)
Buchwert: 5.000 €
Planmäßige Abschreibung: 1.000 €

Die Buchungen erfolgen wie folgt:

Bank (1800) 11.900 € an Erlöse Sachanlagenverk. (4845) 10.000 €
Umsatzsteuer (4806) 1.900 €
Restbuchwert Anlagenabgang (6895) an Maschinen (440) 4.000 €

5. Geringwertige Anlagegegenstände (GWG)

Geringwertige Anlagegegenstände sind bewegliche Wirtschaftsgüter mit Anschaffungskosten bis maximal 800 € netto. Diese können im ersten Nutzungsjahr vollständig abgeschrieben werden. Für Anschaffungskosten über 250 € bis maximal 1.000 € netto erfolgt die Aktivierung und Abschreibung über die Nutzungsdauer.

6. Rechnungsabgrenzungsposten

Rechnungsabgrenzungsposten dienen der verursachungsgerechten Erfolgszurechnung von zeitraumbezogenen Leistungen, wenn Zahlung und Aufwand/Ertrag in unterschiedliche Geschäftsjahre fallen.

Buchführung und Geldverkehr

1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

1.1 Außerplanmäßige Abschreibung auf Forderungen

Bei der Buchung von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sind zwei Methoden zu unterscheiden:

Direkte Methode:
- Bank (1800): 3.570 €
- Forderungsverluste (6936): 1.000 €
- Umsatzsteuer (3806): 190 €
- an Forderungen LL (1200): 4.760 €
Indirekte Methode:
- Bank (1800): 3.570 €
- EWB Ford. (1246): 7.140 €
- Forderungsverluste (6936): 1.000 €
- Umsatzsteuer (3806): 190 €
- an Forderungen LL (1200): 11.900 €

1.2 Forderungen in ausländischer Währung

Die Bewertung von Forderungen in ausländischer Währung unterliegt speziellen Regelungen:

Forderungen müssen gemäß § 244 HGB in Euro umgerechnet werden.
Die Umrechnung erfolgt zum Devisenkassamittelkurs am Abschlussstichtag gemäß § 256a HGB.
Bei der erstmaligen Erfassung ist der Anschaffungskurs zu beachten.
Kreditinstitute kaufen Devisen zu einem niedrigeren Kurs als sie verkaufen.
Die Umrechnung zum Mittelkurs wird für die Zugangsbewertung als zulässig erachtet.

1.3 Grundsätzliche Vorgehensweise

Die Vorgehensweise bei der Bewertung von Währungsforderungen ist wie folgt:

Währungsforderungen werden zum Anschaffungskurs umgerechnet.
Am Bilanzstichtag wird geprüft, ob der Stichtagskurs dem Anschaffungskurs entspricht.
Für Forderungen mit einer Restlaufzeit über 1 Jahr:
- Wenn der Euro-Wert < Anschaffungskurs: Abwertung (Niederstwertprinzip, § 253 Abs. 4 HGB).
- Wenn der Euro-Wert > Anschaffungskurs: Keine Auswirkung (Realisationsprinzip, § 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB).
Für Forderungen mit einer Restlaufzeit bis zu 1 Jahr:
- Wenn der Euro-Wert < Anschaffungskurs: Abwertung (Niederstwertprinzip, § 253 Abs. 4 HGB).
- Wenn der Euro-Wert > Anschaffungskurs: Aufwertung (§ 256a HGB).

1.4 Beispiele für Forderungen in ausländischer Währung

Beispiel für eine Forderung mit einer Restlaufzeit über 1 Jahr:

Ein Maschinenbauunternehmen hat Forderungen in Höhe von 100.000 US-$ mit einem Zahlungsziel von 18 Monaten.
Umsatzsteuer fällt nicht an, Devisenkassamittelkurs am 8.11.01 beträgt 0,7 €/$. Die Buchung erfolgt wie folgt:
- Forderungen LL (1200) an Umsatzerlöse (4402): 70.000 € (= 100.000 $ x 0,7 €/$).

Am Bilanzstichtag (31.12.01) beträgt der Devisenkassamittelkurs 0,8 €/$. Die Buchung erfolgt wie folgt:

Wert der Forderung: 80.000 € (= 100.000 $ x 0,8 €/$).
Keine Buchung, da die Forderung weiterhin mit 70.000 € bilanziert wird. Begründung: unrealisierten Gewinn von 10.000 € (§ 252 Abs. 1 Nr. 4).

Abwandlung des Beispiels: Am 31.12.01 beträgt der Devisenkassamittelkurs 0,60 €/$. Die Buchung erfolgt wie folgt:

Wert der Forderung: 60.000 € (= 100.000 $ x 0,60 €/$).
Buchung: Aufwand Kursdifferenzen (6880) an Forderungen LL (1200): 10.000 €.
Begründung: unrealisierten Verlust von 10.000 € (§ 253 Abs. 4 HGB).

2. Verbindlichkeiten in ausländischer Währung

2.1 Grundsätzliche Vorgehensweise

Die Bewertung von Währungsverbindlichkeiten erfolgt ebenfalls nach spezifischen Regeln:

Währungsverbindlichkeiten werden zu ihrem Anschaffungskurs umgerechnet.
Am Bilanzstichtag wird geprüft, ob der Stichtagskurs dem Anschaffungskurs entspricht.
Für Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit über 1 Jahr:
- Wenn der Euro-Wert > Anschaffungskurs: Erhöhung der Verbindlichkeit (Höchstwertprinzip, § 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB).
- Wenn der Euro-Wert < Anschaffungskurs: Keine Auswirkung (Realisationsprinzip, § 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB).
Für Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit bis zu 1 Jahr:
- Wenn der Euro-Wert > Anschaffungskurs: Erhöhung der Verbindlichkeit (Höchstwertprinzip).
- Wenn der Euro-Wert < Anschaffungskurs: Abwertung (§ 256a HGB).

2.2 Beispiele für Verbindlichkeiten in ausländischer Währung

Beispiel für eine Verbindlichkeit mit einer Restlaufzeit über 1 Jahr:

Ein Unternehmen hat eine Währungsverbindlichkeit in Höhe von 8.000 US-$ aus Warenkäufen mit einem Zahlungsziel von 18 Monaten.
Devisenkassamittelkurs am 12.10.01 beträgt 0,82 €/$. Die Buchung erfolgt wie folgt:
- Wareneingang (5403) an Verbindlichkeiten LL (3300): 6.560 € (= 8.000 $ x 0,82 €/$).

Am Bilanzstichtag (31.12.01) beträgt der Devisenkassamittelkurs 0,75 €/$. Die Buchung erfolgt wie folgt:

Wert der Verbindlichkeit: 6.000 € (= 8.000 $ x 0,75 €).
Keine Buchung, da die Verbindlichkeit weiterhin mit 6.560 € bilanziert wird. Begründung: unrealisierten Gewinn von 560 € (§ 252 Abs. 1 Nr. 4).

Abwandlung des Beispiels: Am 31.12.01 beträgt der Devisenkassamittelkurs 0,85 €/$. Die Buchung erfolgt wie folgt:

Wert der Verbindlichkeit: 6.800 € (= 8.000 $ x 0,85 €/$.).
Buchung: Aufwand Kursdifferenzen (6880) an Verbindlichkeiten LL (3300): 240 €.
Begründung: unrealisierten Verlust von 240 € (§ 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB).

Fortführung des Beispiels: Am 3.4.02 wird die Verbindlichkeit in voller Höhe beglichen. Die Buchung erfolgt wie folgt:

Wert des Zahlungsausgangs: 6.720 € (= 8.000 $ x 0,84 €/$.).
Buchung: Verbindlichkeiten LL (3300) an Bank (1800): 6.800 €.
Ertrag Kursdifferenzen (4840): 80 €.

2.3 Beispiel für Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit unter 1 Jahr

Ein Unternehmen hat eine Währungsverbindlichkeit in Höhe von 8.000 US-$ aus Warenkäufen mit einem Zahlungsziel von 6 Monaten. Die Buchung erfolgt am 12.10.01 wie folgt:

Wareneingang (5403) an Verbindlichkeiten LL (3300): 6.560 € (= 8.000 $ x 0,82 €/$).

Buchführung - SS 2025

Prof. Dr. Schädlich

Rechtsstand: 14.03.2025

Historische Figur: Luca Pacioli (c.1445 - c.1514)

1. Einführung in das betriebliche Rechnungswesen

1.1 Geschichte, Aufgaben und Bestandteile des Rechnungswesens

Früheste Spuren eines Rechnungswesens datieren bis in die mesopotamische Kultur zurück, verbunden mit der Entwicklung von Schrift und Geld.
Zur Zeit von Kaiser Augustus verfügte die römische Regierung über detaillierte fiskalische und finanzielle Informationen.
Luca Pacioli: Italienischer Franziskanermönch und Mathematiker, bekannt als „Vater der doppelten Buchführung“. In seinem Werk „Summa de arithmetica“ (1494) beschreibt er die „venezianische Methode“ der doppelten Buchführung.
Heutige Buchhaltung nutzt Software wie DATEV, SAP, und Lexoffice, wodurch manuelle Tätigkeiten abgenommen werden, jedoch sind Kenntnisse der doppelten Buchführung weiterhin notwendig.

1.2 Aufgaben des Rechnungswesens

Erstellung von Sach- und Dienstleistungen zur Deckung des Eigen- und Fremdbedarfs.
Wirtschaften erfordert die Auswahl zieloptimaler Alternativen und ein System zur Erfassung wirtschaftlicher Konsequenzen.
Das Rechnungswesen dient als institutionalisiertes Informationssystem zur Erfassung, Aufbereitung und Analyse betrieblicher Daten.

1.3 Buchführungs- und Bilanzierungspflichten

Buchführungspflicht nach Handelsrecht (HGB) und Steuerrecht (AO).
§ 238 HGB: Jeder Kaufmann ist verpflichtet, Bücher zu führen und die Lage seines Vermögens ersichtlich zu machen.
Definition des Kaufmanns: Wer ein Handelsgewerbe betreibt, das einen in kaufmännischer Art eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert.
Beispiele zur Kaufmannseigenschaft:
- Müller, der eine Gastwirtschaft pachtet, ist kein Kaufmann, da er keine Angestellten beschäftigt und nur einen geringen Gewinn erzielt.
- Meier, der einen Supermarkt mit mehreren Angestellten führt, ist Kaufmann.

1.4 Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und Bilanzierung

§ 238 Abs. 1 HGB: Es ist nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung Rechnung zu legen.
Wesentliche GoB:
- Vollständigkeit, Richtigkeit, Klarheit.
- Belegprinzip: „Keine Buchung ohne Beleg“.
- Dokumentationsgrundsätze.

1.5 Buchführungssysteme

Kameralistik: Buchführungssystem der Behörden, zunehmend durch kaufmännische Buchführung ersetzt.
Doppelte Buchführung: Erfasst alle Geschäftsvorfälle, wobei jeder Buchungsvorfall zwei Konten betrifft (Konto und Gegenkonto).
Grundbuch (Journal) und Hauptbuch: Zeitliche und sachliche Ordnung der Buchungen.

2. Grundlagen der Finanzbuchhaltung

2.1 Die Bilanz als Ausgangspunkt der doppelten Buchführung

Inventur: Detailliertes Verzeichnis aller Vermögensgegenstände und Schulden.
Inventar: Ergebnis der Inventur, das die Vermögenswerte und Schulden nach Art, Menge und Wert auflistet.
Bilanz: Stichtagsbezogene Darstellung des Vermögens und der Schulden eines Unternehmens.
Aktiva und Passiva: Die Bilanz zeigt auf der Aktivseite die Mittelverwendung und auf der Passivseite die Mittelherkunft.

2.1.1 Inventur und Inventar

Vermögen: Unterteilt in Anlagevermögen und Umlaufvermögen.
Schulden: Langfristige und kurzfristige Schulden.
Reinvermögen: Differenz zwischen Vermögen und Schulden.

2.1.2 Bilanz

§ 242 HGB: Verpflichtung zur Erstellung einer Bilanz zu Beginn und Ende eines Geschäftsjahres.
Gliederungsvorschriften: In der Bilanz sind Anlage- und Umlaufvermögen, Eigenkapital und Schulden gesondert auszuweisen.

3. Prüfungsvorbereitung

Der gesamte Vorlesungsinhalt ist prüfungsrelevant.
Klausur von 120 Minuten, Hilfsmittel sind Taschenrechner, Gesetzestexte (mit bestimmten Markierungsregeln) und Kontenpläne.
Optimale Prüfungsvorbereitung erfordert kontinuierliches Lernen und Üben von Beginn des Semesters an.

4. Lehrmaterialien

Im Moodlekurs verfügbar: Folienskript, Musterkontenplan, Übungsaufgaben mit Lösungen, Wiederholungsfragen.
Aktuelle HGB-Ausgaben sind Pflicht und in der Prüfung zugelassen mit bestimmten Markierungsregeln.
Literaturhinweise: Diverse Fachbücher zur Buchführung und Jahresabschluss.

Buchführung und Umsatzsteuer

1. Warenverkehr

Warenkonten
- Die Verbuchung der Warenzugänge erfolgt über ein Aufwandskonto, was im Zeitpunkt des Zugangs nicht korrekt ist.
- Der Warenzugang ist ein erfolgsneutraler Anschaffungsvorgang (Aktivtausch).
- Der Aufwand (Warenverbrauch) entsteht erst beim Verkauf der Ware.
- Bei der Praktikermethode wird der Warenaufwand über ein Aufwandskonto erfasst, was am Ende des Geschäftsjahres eine Korrektur erfordert.
- Beispiel:
  - Warenaufwand zunächst gebucht: 150.000 € (10.000 Stück à 15 €).
  - Tatsächlicher Periodenaufwand: 145.500 € (9.700 Stück à 15 €).
  - 300 Stück waren am Jahresende noch auf Lager, was eine Korrektur von 4.500 € erfordert (300 Stück à 15 €).

2. Umsatzsteuer

Allgemeine Grundlagen
- Die Lieferung von Vermögensgegenständen und Dienstleistungen unterliegt der Umsatzsteuer.
- Umsatzsteuerpflichtig ist das Nettoentgelt, das der Unternehmer erhält.
- Umsatzsteuersatz: 19% (7% in besonderen Fällen, z.B. Bücher, bestimmte Lebensmittel).
- Umsatzsteuer ist im Rechnungspreis enthalten:
  Rechnungspreis = Nettoentgelt + Umsatzsteuer
- Bestimmte Umsätze sind umsatzsteuerfrei.
- Unternehmer erhalten die gezahlte Umsatzsteuer (Vorsteuer) vom Fiskus erstattet.
Besteuerungsverfahren
- Erhebung der Umsatzsteuer gemäß § 18 UStG.
- Für das abgeschlossene Kalenderjahr erfolgt die Umsatzsteuerjahreserklärung.
- Im laufenden Kalenderjahr gibt es Voranmeldungen und Vorauszahlungen.
- Monatliche oder vierteljährliche Umsatzsteuervoranmeldungen sind erforderlich.
- Die Umsatzsteuerverbindlichkeit wird ermittelt, indem die abzugsfähige Vorsteuer abgezogen wird:
  Zahllast = Umsatzsteuerverbindlichkeit - abzugsfähige Vorsteuer
- Die Voranmeldung und Vorauszahlung sind am 10. Tag nach Ablauf eines Voranmeldungszeitraums fällig.
- Dauerfristverlängerung ist möglich, wenn eine Sondervorauszahlung geleistet wird.

3. Buchung von Geschäftsvorfällen

Buchung der Umsatzsteuer
- Beispiel für Verkauf:
  Bank (1800) 11.900 € an Umsatzerlöse (4402) 10.000 € und Umsatzsteuer (3806) 1.900 €
- Beispiel für Einkauf:
  Wareneingang (5403) 5.000 € an Bank (1800) 5.950 € und Vorsteuer (1406) 950 €
Monatliche bzw. vierteljährliche Vorauszahlungen
- Beispiel für Zahlung der USt-Vorauszahlung:
  USt-Vorauszahlungen (3820) an Bank (1800) 3.000 €
- Beispiel für Sondervorauszahlung:
  USt-Vorauszahlung 1/11 (3830) an Bank (1800) 1.000 €
Abschluss der Umsatzsteuerkonten
- Am Ende des Geschäftsjahres werden alle Umsatzsteuer- und Vorsteuerkonten zusammengefasst.
- Es gibt zwei Möglichkeiten zur Verrechnung: über das Umsatzsteuerkonto oder über ein gesondertes Umsatzsteuerverrechnungskonto.
- Das Ergebnis ergibt entweder eine Forderung oder eine Verbindlichkeit, die in die Schlussbilanz übernommen wird.

4. Beispiele zur Umsatzsteuer

Beispiel 1: Abschluss der Umsatzsteuerkonten
- Umsatzsteuer: 40.000 €, Vorsteuer: 25.000 €, Umsatzsteuervorauszahlungen: 8.000 €, Umsatzsteuersondervorauszahlung: 2.000 €.
- Abschluss über Umsatzsteuerkonto oder Umsatzsteuerverrechnungskonto.
Beispiel 2: Umsatzsteuerjahreserklärung
- Umsatzsteuerzahllast für das Kalenderjahr: 154.000 €.
- Nachzahlungen und Erstattungen werden ermittelt.

5. Anschaffungskosten

Definition gemäß § 255 Abs. 1 HGB
- Anschaffungspreis: Rechnungsbetrag ohne Umsatzsteuer, sofern diese als Vorsteuer abziehbar ist.
- Nachträgliche Anschaffungskosten: Aufwendungen, die nach dem Erwerb anfallen.
- Anschaffungsnebenkosten: Kosten, die zusätzlich zum Kaufpreis anfallen, um den Vermögensgegenstand betriebsbereit zu machen.
- Anschaffungspreisminderungen: Abzüge vom Rechnungspreis, die dem Vermögensgegenstand zugeordnet werden können.

6. Rabatte und Boni

Rabatte
- Kaufpreisminderungen, die beim Erwerb gewährt werden.
- Direkte Buchung des um den Rabatt gekürzten Rechnungsbetrages.

Eigenkapital und Buchhaltung

1. Grundlagen der Finanzbuchhaltung

Auflösung der Bilanz in Konten
- Wichtige Phase: Abschluss der Konten, insbesondere des Eigenkapitals.
- Ermittlung von Eigenkapitaländerungen und Periodenerfolg.

2. Eigenkapitaländerungen und Periodenerfolg

Beispiel: Bareinlage von 200.000 € und Aufwendungen von 180.000 €
Berechnung:
- Periodenerfolg: -180.000 €
- Eigenkapitaländerung: 20.000 €.

3. Salden der Bestandskonten

Bestandskonten: Aktiv- und Passivkonten ohne Eigenkapital
Erfolgskonten: Aufwands- und Ertragskonten
Privatkonto: Einlagen und Entnahmen
Gewinn- und Verlustkonto (GuV)
Endbestände:
- Endbestand = Anfangsbestand + Zugänge - Abgänge

4. Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)

Keine detaillierte Vorgabe zur Gliederung der GuV für alle Kaufleute.
Für Kapitalgesellschaften: Gliederungsschema in § 275 HGB.
GuV wird anhand des GuV-Kontos erstellt.

4.1 Gliederung nach Gesamtkostenverfahren (§ 275 Abs. 2 HGB)

Umsatzerlöse
Bestandsveränderungen
Sonstige betriebliche Erträge
Materialaufwand
Personalaufwand
Abschreibungen
Erträge und Aufwendungen aus Finanzanlagen
Steuern vom Einkommen und Ertrag
Jahresüberschuss/-fehlbetrag

5. Beispiel zur Buchhaltung

Aktiva und Passiva der Schlussbilanz zum 31.12.01:
- Vorräte: 200.000 €
- Forderungen LuL: 50.000 €
- Bank: 250.000 €
- Eigenkapital: 100.000 €
- Verbindlichkeiten: 400.000 €
- Summe: 500.000 €
Geschäftsvorfälle im Jahr 02:
- Zahlung Kosten Personal per Banküberweisung: 30.000 €
- Forderungseingang auf dem Bankkonto: 5.000 €
- Privateinlage über das Bankkonto: 1.000 €

6. Buchungen

Eröffnungsbuchungen:
- Vorräte an EB-Konto: 200.000 €
- Forderungen LuL an EB-Konto: 50.000 €
- Bank an EB-Konto: 250.000 €
- EB-Konto an EK: 100.000 €
- EB-Konto an Verbindlichkeiten: 400.000 €

7. Phasen der Buchhaltung

7.1 Phase 1: Auflösung der Bilanz in Konten

Eröffnung der Bestandskonten mittels Hilfskonto Eröffnungsbilanzkonto.

7.2 Phase 2: Erfassung der laufenden Geschäftsvorfälle

Buchungen der laufenden Geschäftsvorfälle auf Bestandskonten und Unterkonten des Eigenkapitals.
Beispiele für Buchungen:
- Personalaufwand an Bank: 30.000 €
- Bank an Forderungen LuL: 5.000 €
- Bank an Privatkonto: 1.000 €

7.3 Phase 3: Abschluss der Konten

Abschluss der Bestandskonten über Schlussbilanzkonto (SBK):
- SBK an Vorräte: 200.000 €
- SBK an Forderungen LuL: 45.000 €
- SBK an Bank: 226.000 €
- Verbindlichkeiten an SBK: 400.000 €
Abschluss des Eigenkapitalunterkontos:
- Privatkonto an Eigenkapital: 1.000 €
- Eigenkapital an GuV-Konto: 30.000 €
- Eigenkapital an SBK: 71.000 €

8. Warenverkehr und Gewinnermittlung

Berechnung des Gewinns:
- Gewinn = Umsatzerlöse - Warenaufwand
- Umsatzerlöse = Verkaufte Menge x Verkaufspreis
- Warenaufwand = Verkaufte Menge x Einkaufspreis
Ermittlung der verkauften Menge:
- Anfangsbestand + Zugänge - Endbestand = Verbrauch
- Beispiel: 200 + 10.000 - 500 = 9.700

9. Bestandsveränderungen

Bestandsveränderung: Endbestand - Anfangsbestand
- Positiv: Bestandsmehrung
- Negativ: Bestandsminderung
Beispiel: Endbestand = 500 Stück à 15 € = 7.500 €

Buchführung: Abschreibungen, Rechnungsabgrenzung, und mehr

Buchführung: Abschreibungen, Rechnungsabgrenzung, und mehr