Mittlerer Schulabschluss Deutsch - Am Eisweiher

Die Prüfungsaufgaben für den mittleren Schulabschluss in Deutsch umfassen sowohl literarische als auch sprachliche Kompetenzen. Im Folgenden wird der literarische Text "Am Eisweiher" von Peter Stamm analysiert und exemplarisch behandelt. Der Ich-Erzähler beschreibt seine Rückkehr in sein Heimatdorf nach einem Aufenthalt in Neuchâtel, welches sich im Kanton Waadt in der Schweiz befindet. Er ist 20 Jahre alt, und es wird angedeutet, dass ein Unglück (ein Brand) stattgefunden hat, auch wenn der Ich-Erzähler sich nicht mehr an die genauen Umstände erinnert.

Der Text beginnt mit dem Ich-Erzähler, der auf seinen Zug wartet, der sich aufgrund von Umständen verspätet hat. Dabei hat er die Möglichkeit, mit anderen Passagieren in Kontakt zu treten. Der Sommer ist eine Zeit der Erholung, und während die Gäste auf ihren Zielbahnhof warten, bieten die sommerlichen Gerüche des Heus und das Zirpen der Grillen eine malerische Kulisse. Diese Beschreibungen schaffen eine nostalgische Verbindung zum Heimatdorf des Erzählers und symbolisieren das Verlangen nach Rückkehr und Verbundenheit.

Der Ich-Erzähler erreicht sein Dorf gegen Mitternacht. Das Bild des ruhigen, dunklen Hauses, dessen Eltern bereits zu Bett gegangen sind, verstärkt das Gefühl des Verlorenseins und der Einsamkeit. Stattdessen trifft er im Dorf auf Freunde, die sich um ein Stammlokal versammelt haben. Hier bietet sich die Möglichkeit, spannende Interaktionen und banale Streitereien zu erleben. Nach einer kurzen Diskussion über die nächtlichen Pläne der Gruppe kommt es zu einer Schlüsselentscheidung: Stefanie, die Freundin des Freundes Urs, schlägt vor, in den nahegelegenen Eisweiher zu gehen und zu schwimmen, was die Dynamik der Beziehung zwischen den Charakteren ins Spiel bringt.

Der Ich-Erzähler, der sich gegenüber Stefanie anfangs gehemmt und skeptisch zeigt, beginnt, sie auf einer tieferen Ebene zu verstehen, während er mit ihr zum Eisweiher radelt. Ihre gemeinsame Zeit wird durch Gespräche über alltägliche Themen lebhaft, und die Verbindung zwischen ihnen wächst. Dennoch bleibt eine unterschwellige Spannung bestehen, da der Ich-Erzähler immer noch von der früheren Beziehung zwischen Urs und Stefanie beeinflusst ist. Die Entwicklung dieser Beziehungen thematisiert Eifersucht, Misstrauen und den Reifungsprozess des Ich-Erzählers, der aus seiner schüchternen Rolle in die einer möglichen romantischen Verbindung mit Stefanie wechselt.

Am Eisweiher angekommen, schwimmen die Freunde zunächst getrennt, und der Ich-Erzähler folgt Stefanie. Die Atmosphäre ist entspannt; der Mond und die Sterne schaffen eine magische Kulisse. Die Interaktionen zwischen dem Ich-Erzähler und Stefanie führen zu einem schicksalhaften Moment, als sie sich auf dem Balkon des Bootshauses verstecken, um Urs zu überraschen. Die Situation hebt die Verbindung zwischen den Charakteren hervor und deutet auf die komplexe Dynamik innerhalb der Gruppe hin. Diese Wendung eskaliert, als Urs auf die Szene stößt, völlig überrascht und besorgt über das, was er sieht.

Die Entwicklung nimmt eine dramatische Wende, als Urs aus Enttäuschung über seine Freundin und seinen Freund ins Wasser springt. Hier gibt es die Unklarheit, ob es sich um einen Unfall oder einen Selbstmord handelt, und das Ende ist tragisch: Urs erleidet schwere Verletzungen. Der Ich-Erzähler und Stefanie stehen vor den Konsequenzen dieser Nacht, was sich in ihren emotionalen Reaktionen und der anschließenden Untersuchung durch die Polizei widerspiegelt.

Der Text endet mit der Erwähnung von Stefanies Schwangerschaft, was weitere Geheimnisse heraufbeschwört und die zentrale Frage aufwirft, ob der Ich-Erzähler der Vater des Kindes ist. Diese Entwicklung unterstreicht die Ernsthaftigkeit der vorhergehenden Ereignisse und lässt die Charaktere mit großer Ungewissheit zurück. Durch den Verlust von Urs begreifen die Freunde, wie zerbrechlich ihre Beziehungen sind, und müssen sich den Konsequenzen ihrer Handlungen stellen.

Die Aufgaben, die sich auf Lesekompetenz, sprachlichen Gebrauch und Schreibkompetenz konzentrieren, fordern die Schüler auf, sich mit verschiedenen Aspekten des Textes auseinanderzusetzen. Dazu gehören:

Überprüfen von Aussagen zum Text mit passenden Textbelegen.
Das Formulieren von Überschriften für verschiedene Abschnitte mit Spannungsverlauf.
Das Herausarbeiten von Charaktereigenschaften der Hauptfiguren und deren Begründung durch Textpassagen.
Die Diskussion über die Themen des Erwachsenwerdens und die Verdrängung von Schuld und Verantwortung.

Der Text "Am Eisweiher" vermittelt somit nicht nur eine Geschichte über Sommernächte und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern erfordert auch eine tiefere Reflexion über die Themen Verantwortung, Freundschaft und den Übergang ins Erwachsensein.