Nachweis der Verkehrsqualität in Straßenbau II

1. Einleitung

Kapitel 9 des Handbuchs für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen (HBS) beschäftigt sich mit dem Nachweis der Verkehrsqualität. Es ist ein wichtiges Regelwerk, das standardisierte Verfahren zur Bestimmung der Kapazität und der Qualität des Verkehrsablaufs in verschiedenen Straßenverkehrsanlagen umfasst, darunter Strecken, Knotenpunkte und Netzabschnitte. Die Qualität des Verkehrsablaufs wird in sechs Qualitätsstufen (von A bis F) unterteilt, wobei Stufe A für völlig unbeeinflusstes Fahren auf freier Strecke ohne Wartezeiten und Stufe F für Überlastung steht.

2. Anwendungsbereich

Dieser Teil des Handbuchs behandelt speziell das Verfahren zur Bewertung der Verkehrsqualität auf freier Strecke einer Landstraße. Hierbei werden zwei wesentliche Zielsetzungen verfolgt: Erstens soll sichergestellt werden, dass die angestrebte mittlere PKW-Fahrgeschwindigkeit (v_B) gemäß den Richtlinien von 2008 erreicht wird. Zweitens muss die zu erwartende Verkehrsbelastung (q_B) mit der angestrebten Qualität des Verkehrsablaufs (QSV) abgewickelt werden.

3. Eingangsgrößen

3.1. Mittlere PKW-Fahrgeschwindigkeit (v_B)

Die mittlere PKW-Fahrgeschwindigkeit (v_B) ist ein zentraler Planungsaspekt der Raumordnung und Landesplanung. Sie bezeichnet den durchschnittlichen Wert der Reisegeschwindigkeiten aller PKW bei der Bemessungsverkehrsstärke (q_B). Dieser Wert ist unter den gegebenen Straßenbedingungen zu ermitteln.

3.2. Bemessungsverkehrsstärke (q_B)

Die Bemessungsverkehrsstärke (q_B) stellt die für die Bemessung relevante Verkehrsnachfrage dar, die auch den Schwerverkehrsanteil (b_SV) beinhaltet. Sie leitet sich von den Prognosen des Kfz-Verkehrs für das Zieljahr ab und wird durch Verkehrsgutachten oder Hochrechnungen gemäß dem HBS 2015 ermittelt. Dabei wird der maßgebliche stündliche Verkehr (MSV) als Bemessungsverkehrsstärke festgelegt.

3.3. Weitere Planungsgrundlagen

Weitere wichtige Faktoren für die Planung sind die Linienführung des Streckenentwurfs hinsichtlich der Lage (Kurvigkeit) und Höhe (Steigung) sowie die Bildung von Teilabschnitten, die mindestens 300 Meter lang sind und eine ähnliche Streckencharakteristik aufweisen.

4. Anwendung des Verfahrens

4.1. Berücksichtigung von Einflussgrößen

4.1.1. Einfluss der Gradiente

Die Gradiente wird in Form von Teilabschnitten erfasst. Jeder Teilabschnitt wird einer speziellen Steigungsklasse zugeordnet. Die mittlere, längengewichtete Längsneigung (s) wird mithilfe der Gleichung s = 100 \frac{\Delta h}{L} berechnet.

4.1.2. Einfluss der Kurvigkeit

Die Kurvigkeit eines Teilabschnitts wird unter Verwendung der Formel KU = \sum |\gamma_{i}| / L bestimmt, wobei KU die Kurvigkeit in gon/km ist, L die Länge der Trasse und γ_i die Winkeländerung der Trasse in gon darstellt.

4.1.3. Schwerverkehrsanteil (SV)

Der Einfluss des Schwerverkehrs auf die Verkehrsstärke und Geschwindigkeitsbeziehungen wird in den q-V-Diagrammen des HBS 2015 berücksichtigt. Dies ist entscheidend für die genaue Berechnung der Verkehrsqualität.

4.2. Verkehrsstärke-Geschwindigkeitsbeziehungen

Die Verkehrsstärke-Geschwindigkeits-Beziehungen sind in den Diagrammen für zweistreifige und dreistreifige Landstraßen dokumentiert. Diese Diagramme verdeutlichen die Wechselwirkungen zwischen Verkehrsstärke und Geschwindigkeit, was für die Planung unerlässlich ist.

4.3. Qualität des Verkehrsablaufs

Die Qualität des Verkehrsablaufs wird anhand der fiktiven Verkehrsdichte (k) bewertet, die sich als k = \frac{q}{v_F} definiert, wobei q die Verkehrsstärke betrifft und v_F die mittlere PKW-Fahrtgeschwindigkeit ist. Diese Verkehrsdichte wird in Kfz/km angegeben und auf die Anzahl der Fahrstreifen bezogen.

4.4. Qualitätsstufen des Verkehrsablaufs

Zur Einteilung der Qualitätsstufen von A bis F werden die Grenzwerte für die Verkehrsdichte gemäß Tabelle L3-1 des HBS 2015 herangezogen.

5. Beispiel aus der Praxis

Ein konkreter Anwendungsfall ist die geplante Ortsumfahrung Ichenhausen-Kötz, die der Straßenkategorie LS II und der Entwurfsklasse EKL 2 zugeordnet wird. Der Nachweis der Verkehrsqualität muss gemäß RAL unter Berücksichtigung der Parameter wie Längsneigung, Kurvigkeit und Schwerverkehrsanteil erfolgen. Hierbei wird die angestrebte Reisegeschwindigkeit (mittlere PKW-Fahrtgeschwindigkeit v_F) sowie die zu erwartende Verkehrsbelastung in der Voruntersuchung erfasst.

6. Fazit

Der Nachweis der Verkehrsqualität ist ein fundamentaler Prozess im Straßenbau, der sicherstellt, dass die Infrastruktur den Anforderungen der Verkehrsbelastung und der Verkehrsqualität entspricht. Durch die Anwendung standardisierter Verfahren und die Berücksichtigung vieler Einflussgrößen wird die Effizienz und Sicherheit des Straßenverkehrs gewährleistet.