Studienmaterial zur Vorlesung: Theorie und Geschichte der Kultur- und Sozialanthropologie

Die Unterlagen zur Vorlesung, einschließlich der heutigen Präsentation, sind im Learnwebkurs erreichbar. Der Name des Learnwebkurses lautet: BA M1 VL Theorie Geschichte KuSa-2024_2. Für Studierende ist der Einschreibeschlüssel: TheorieGeschichteKuSa. Zu jeder Vorlesung stehen PDF-Dokumente einschließlich einer Literaturliste sowie weiterführende Literatur zur Verfügung. Außerdem finden Sie hier die Aufgaben für die Studienleistungen sowie für die zwei benoteten Prüfungsleistungen (MTP: term paper und Klausur). Es wird darum gebeten, die Materialien aus diesem Kurs ausschließlich für die Vorlesung zu nutzen und nicht weiterzugeben.

Kommunikation

Bitte stellen Sie alle Ihre Fragen vorzugsweise während der Vorlesung, da es zu Beginn und am Ende jeder Sitzung Zeit für Fragen gibt. Zu organisatorischen Fragen sollte das Learnweb konsultiert werden. In Bezug auf inhaltliche Fragen sind Sie ermutigt, sich jederzeit während der Vorlesung zu melden. Bei Bedarf an persönlichen Sprechstundenterminen, wenden Sie sich bitte per Email an Elisabeth.Timm@uni-muenster.de.

Prüfungsleistungen gemäß Prüfungsordnung

Die Prüfungsleistungen für Modul 1 sind wie folgt geregelt:

MTP 1: Klausur
- Dauer: 2 Stunden
- Gewichtung: 50 % für die Modulnote
- Credits: 2 LP (Aufwand 60 Stunden)
MTP 2: term paper (Hausarbeit)
- Umfang: 4 Seiten (12-Punkt-Schrift, 1,5-zeilig)
- Gewichtung: 50 % für die Modulnote
- Credits: 1 LP (Aufwand 30 Stunden)
- Bearbeitungszeit: 3 Wochen nach Themenvergabe
- Ausgabe der Themen in zwei Tranchen:

Für die benoteten Prüfungsleistungen stehen maximal 3 Wiederholungsversuche zur Verfügung.

Studierende nach alter Studienordnung

Studierende, die vor dem WiSe 2020/2021 im BA KuSa eingeschrieben sind, erhalten Aufgaben für die Studienleistungen gemäß der Prüfungsordnung 2013. Bei der Anmeldung in QISPOS wird automatisch die entsprechende Studienleistung angezeigt. Achten Sie darauf, die Aufgaben gemäß Ihrer Studienordnung zu bearbeiten.

Historischer Kontext der Anthropologie um 1900

Die Anthropologie entwickelte sich um 1900, als sich eine Spaltung zwischen der Volkskunde und der Völkerkunde herausbildete, besonders im deutschsprachigen Raum. Diese Spaltung war nicht nur pragmatisch, sondern basierte vor allem auf epistemischen Überlegungen, in denen die Differenz zwischen 'eigenen' und 'fremden' Kulturen als radikal betrachtet wurde. 'Eigene' Kulturen waren vornehmlich europäisch, zivilisiert und historisch überliefert; 'fremde' Kulturen hingegen wurden als unzivilisiert und zurückgeblieben wahrgenommen. Diese so genannte "savage slot" ist eine kritische Analysestruktur in der Anthropologie.

Entwicklung der wissenschaftlichen Stränge bis zum Ersten Weltkrieg

Die Anthropologie nach 1900 war an zwei Strängen orientiert: der Völkerkunde, die sich hauptsächlich mit der "Welt" der anderen Kulturen befasste, und der Volkskunde, die sich mit den Traditionen und Kulturen der eigenen Bevölkerung auseinandersetzte. Bedeutende Theoretiker wie August Ludwig Schlözer und Johann Gottfried Herder prägten diese Diskussion.

Völkerkunde
- Erstmals definiert von Schlözer als die Wissenschaft von den verschiedenen Völkern.
- Der Begriff 'Volk' wird als taxonomisch verstanden, und die Geschichte wird als Fortschrittsgeschichte betrachtet.
Volkskunde
- Erstmals in einer Zeitschrift 1782 verwendet; Dokumentation von Volksfesten statt Adelsfesten.
- Inspirierte sich von aufklärerischen und romantischen Strömungen.

Beide Stränge führten zu kontinuerlichen Diskussionen über die epistemologischen Grundlagen der Anthropologie und deren methodologische Ansätze.

Rolle der Nationalromantik

Nationalromantische Strömungen suchten einen historischen und natürlichen Ursprung nationaler Kulturen und strebten nach politischer Emanzipation des Bürgertums. Diese Strömungen beeinflussten die Anthropologie in der Art ihrer Wahrnehmung kultureller Phänomene:

Aufklärung: Enthüllte Interesse an anderen Lebensweisen, forderte eine humanitäre Sichtweise.
Romantik: Idealisierung des Einfachen, Suche nach Authentizität und Ursprünglichkeit.

Fazit

Die anthropologischen Disziplinen, geprägt durch historische, gesellschaftliche und philosophische Entwicklungen, standen vor der Herausforderung, sich in einem komplexen Netz von Identitäten und kulturellen Bewertungen zu positionieren. Die Spaltung zwischen Volkskunde und Völkerkunde musste als dynamischer Prozess verstanden werden, in dem sich ständig auch die epistemologischen Rahmenbedingungen und die gesellschaftlichen Kontexte verschoben.

Material zur Kultur- und Sozialanthropologie

Material zur Kultur- und Sozialanthropologie